Geschichte

Berenbostel − ein Stadtteil der heutigen Stadt Garbsen

von Werner Baesmann

Auch für Berenbostel brachte die vor einem Jahrhundert einsetzende Industrialisierung eine Umgestaltung des bäuerlichen Lebensstils. Das Bauerntum wurde mit der gewerblichen Durchdringung unserer damaligen Gemeinde und durch das Anwachsen der Zahl der Beschäftigten in den hannoverschen Industriebetrieben − bei der Eisenbahn (Ausbesserungswerk Leinhausen) und den ehemaligen Berenbosteler Ziegeleien − zurückgedrängt. Die günstige Verkehrslage Berenbostels an der Peripherie von Hannover änderten nicht nur die wirtschaftliche, sondern ebenso das soziale Gefüge unseres Dorfes. Das Bauerntum, die alte „dörfliche Mitte“ , ging relativ und absolut in seiner Bedeutung zurück. Gewerbe, Handel und Verkehr erlangten das Übergewicht. Im Jahre 1968 waren von den 4.833 berufstätigen Einwohnern 4.450 auswärts beschäftigt. 1971 stieg die Zahl der Erwerbstätigen auf 6.030, von denen 5.500 außerhalb arbeiteten. Die günstige Verkehrsverbindung zu den Arbeitsplätzen im Raum Hannover veranlasste immer mehr Menschen, in Berenbostel eine Wohnung zu nehmen. Die alte Fachwerkbauweise wich dem Massivbau. Große Baugesellschaften veränderten immer mehr durch nichtländliche Siedlungselemente das Ortsbild. Der rein dörfliche Charakter gehörte vergangenen Zeiten an. Man kann sich Berenbostel um das Jahr 1800 mit 31 Häusern nicht mehr vorstellen. Entlang vieler ehemaliger Feldwege entwickelte sich ein völlig neuer Dorfteil nach dem anderen mit Wohnungen und gewerblichen Bauten. Die Wohnsiedlung „Auf dem Kronsberg“ wurde gebaut, als sei sie aus Hannover direkt hierher verpflanzt worden. Die rege Bautätigkeit ließ die Einwohnerzahl ungewöhnlich stark ansteigen. Damals zählte Berenbostel schon hinter Neustadt, Garbsen und Wunstorf zu den großen Gemeinden im alten Kreisgebiet Neustadt am Rbge. Im Jahre 1965 überschritt Berenbostel die Marke von zehntausend Einwohnern. Diese Zahl erhöhte sich von 10.759 im Jahre 1965 auf 12.193 (1966), 13.881 (1970), 14.268 (1971) auf 16.325 in 1999 und schließlich auf ca. 14.500 in 2012. Die hohe Bevölkerungsdichte in Berenbostel, der Zuwachs an Arbeitsplätzen in Berenbostel und Hannover, die verbesserten Verkehrsanbindungen und die starke Zunahme privater und öffentlicher Dienstleistungen spielten eine wesentliche Rolle bei der Planung des Großraumes Hannover, heute Region Hannover.

Die Ziegelherstellung ist eine der ältesten handwerklichen Tätigkeiten. Schon seit rund fünf Jahrtausenden wird mit Ziegeln gebaut und auch heute noch ist der Ziegel ein Baumaterial ersten Ranges. Über die Nachkommen der Kinder Noahs ist im ersten Buch Mose zu lesen:

„Da sie nun zogen gen Morgen, fanden sie ein ebenes Land im Lande Sinai und wohnten daselbst. Und sie sprachen untereinander: Wohlauf, lasst uns Ziegel streichen und brennen! Und nahmen Ziegel zu Stein und Erdharz zu Kalk.“

Der Weg des Tones von der Gewinnung bis zum Ziegelprodukt dauert heute nur noch wenige Minuten. Vor hundert Jahren dauerte es ein Jahr, bis der gegrabene Ton verarbeitet wurde. Er musste nämlich überwintern. Dieser langwierige Programmablauf war ein Grund für die Vielzahl von Ziegeleigründungen.
In der Wirtschaftsstruktur des Raumes Hannover spielten Ziegeleien bis in die Zeit um den 2. Weltkrieg eine entscheidende Rolle. Rund um Hannover gab es zahlreiche größere und kleinere Ziegeleibetriebe, allein vier davon in Berenbostel. Das Ziegelwerk Friedrich Schünhoff lag an der Berenbosteler Straße in unmittelbarer Nähe der heutigen Gesamtschule IGS. Den nahe liegenden Teich, der direkt an der Berenbosteler Straße liegt und heute im Privatbesitz ist, beließen die Ziegeleibäcker zur Erinnerung. Schünhoffs Ziegelei wurde 1895 gegründet. Sie stellte ihren Betrieb noch vor dem 2. Weltkrieg ein. Eine weitere Ziegelei stand dort, wo heute die Straßenmeisterei ist. Sie hieß Kastendamm und durch sie entstand der Berenbosteler See. Die Hannoversche Dampfziegelei GmbH Kastendamm entstand ebenfalls in den Zeiten des Baubooms nach 1890. Sie lag südlich der Bremer Straße und östlich der Berenbosteler Straße und wurde Anfang der neunziger Jahre des 19. Jahrhunderts von zwei hannoverschen Juden gegründet. In der Inflationszeit um 1923 kaufte Karl Flemming diese Ziegelei. Einige Jahre vor Ausbruch des 2. Weltkrieges schloss die Hannoversche Ziegelei ihre Pforten. Die bekannteste und auch am längsten betriebene Ziegelei in Berenbostel war aber wohl die Flemmingsche Ziegelei. Sie wurde 1873 von Konrad Windmeier und August Egestorff gegründet. Sie wechselte öfter den Besitzer. 1923 sind Bartling, Brothagen und Companie als Eigentümer festgehalten. Wenig später kaufte Karl Flemming, ein hannoverscher Kohlengroßhändler, diese älteste Berenbosteler Ziegelei. Die Flemmings behielten das Werk bis zur Einstellung der Produktion Anfang der sechziger Jahre. Auf dem alten Gelände dieser Ziegelei stehen heute die Gebäude der Firma Heusinger, Möbel Hesse, Hornbach und der Abfallbeseitigung der Region Hannover und Möbel Roller. Ein alter Trockenschuppen dieser Ziegelei wurde abgetragen und auf dem Gelände der Firma Möbel Hesse wieder aufgebaut; er dient heute als Unterstand bei Veranstaltungen. Auch diese Ziegeleien arbeiteten in den Anfangsjahren schon mit Gastarbeitern, allerdings nur aus dem Lipperland.

Die Gemarkung der heutigen Stadt Garbsen umfasst eine der bedeutsamsten und zugleich übersichtlichsten vorgeschichtlichen Fundstätten Niedersachsens, die auf Spuren aller Kulturen zwischen der letzten Eiszeit und dem Mittelalter hinweisen. Urkundlich belegt ist die Besiedlung des hiesigen Raumes allerdings erst im Mittelalter. Die ältesten Urkunden über Garbsen, die der Stadt ihren Namen gegeben haben, stammen aus dem Jahre 1223. Es ist aber anzunehmen, dass der Ort schon älter als das Kloster Marienwerder ist. Dieses entstand etwa 1196 und erwarb 25 Jahre später einige Güter in Garbsen. Die Kirche von Garbsen erscheint urkundlich schon 1250, als sie vom Mindener Bischof dem „verarmten Kloster“ einverleibt wurde. So entstanden schon frühzeitig mannigfache Verbindungen zwischen dem alten Dorf Garbsen und dem neugegründeten Kloster Marienwerder. Die Besitzverhältnisse müssen zu jener Zeit recht verzwickt gewesen sein, denn obwohl Garbsen − politisch gesehen − zum Amt Ricklingen gehörte, musste doch etwa ein Drittel der Höfe in diesem Bezirk seinen Zins an das Kloster Marienwerder entrichten. Zeitweilig haben auch die Grafen Wunstorf die Herrschaft über Garbsen innegehabt, bis sie ihre überleinischen Güter an die Welfen verkaufen mussten.

Bei der Belagerung der Vogtei und des Schlosses Ricklingen (1385) durch den Herzog Albrecht von Sachsen wurden viele umliegende Ortschaften, darunter auch Garbsen, niedergebrannt. Von den furchtbaren Schrecken des Dreißigjährigen Krieges blieb die Gegend um Garbsen weitgehend verschont, im Gegensatz zu manchen benachbarten Dörfern wie Stelingen und Osterwald. Das Dorf Berenbostel muss schon vor 1206 bestanden haben, also noch zu Lebzeiten des Bischofs Thetmer von Minden, der laut Urkunde verkündete, dass der Graf Conrad de Roden auf einem seiner Erbgüter eine Klosterkirche gestiftet hat, die Marienwerder genannt wurde. Schloß Ricklingen führt seine Bezeichnung nach der ehemaligen Wasserburg auf der heutigen Flur „Burgfeld“. Graf Konrad II von Roden erbaute 1225 diese Burg.
Die umliegenden Ortschaften spielten für Garbsen schon immer eine bedeutende Rolle, wenn man davon ausgeht, dass die Nachbargemeinden Berenbostel, Frielingen, Horst, Meyenfeld, Osterwald o E, Osterwald u E, Schloß Ricklingen und Stelingen nach dem Plan des Verbandes Großraum Hannover im Jahre 1967 zu einem einheitlichen Versorgungsbereich zusammengefasst wurden, der später die neue Stadt Garbsen bildete. Die Gemeinden Garbsen und Havelse hatten sich ja bereits am 1. Januar 1968 zu einer Gemeinde zusammengeschlossen. Nach § 14, Abs 1, Satz 2, der Niedersächsischen Gemeindeordnung wurde der Gemeinde Garbsen am 17. Juli 1968 die Bezeichnung „Stadt“ verliehen.

In der Zeit, als das Torfstechen bei den hiesigen Bewohnern noch lebenswichtig war, hatte auch das Garbsener Moor eine beträchtliche Bedeutung. Auf der Stadtkarte von Garbsen wird dieses Gebiet in das Garbsener, das Schloß Ricklinger, das Meyenfelder und das Horster Moor aufgeteilt. Eigentümer sind außer Bauern dieser Orte auch Landwirte aus Berenbostel. Die Alteingesessenen denken mit Wehmut an dieses verlorene Gebiet, denn es war ein wichtiger Teil ihrer Heimat. Schon die damaligen Straßenbezeichnungen, die von Berenbostel aus zum Moor den Weg kennzeichneten, gaben den Charakter der Landschaft wider. So hieß die heutige Hermann-Löns-Straße „Auf der Heide“ und die Berenbosteler Straße/Seeweg war noch 1965 der „Moorweg“. Die seit Jahrhunderten abgetorften Flächen hatten die ursprüngliche Feuchtigkeit verloren und waren zu mehr Heideland mit Krüppelföhren und Birkengebüsch geworden. Hinter dem Berenbosteler See in Richtung Garbsen befand sich das „Hüsselmoor“. Die westlich vom Berenbosteler See liegenden Wiesen sind mit dem Mutterboden aufgefüllt worden, der durch den Torfabbau in diesem Gebiet abgebaut wurde. Die Torfentnahme erfolgte schon seit mehr als dreihundert Jahren, wie eine Bittschrift verkündet. Hierin bittet der Pastor Meyer aus Havelse seine zuständige Behörde im Jahre 1729 um Schenkung von Torfplätzen im Garbsener Moor. Er gibt an, dass jeder Einwohner von Havelse einen Torfplatz auf dem Klostermoor besitzen würde, diese aber seit fünf Jahren ausgestochen seien und jetzt großer Mangel an Feuerung für die Schule und auch bei allen Einwohnern herrsche. Sie müssten Torf von den Garbsenern kaufen, wenn ihnen nichts zugeteilt würde. Die Veränderungen der Landschaft „Garbsener Moor“ begannen schon mit der Umgestaltung seiner Umgebung. Hierzu gehörte der Kanalbau als erste einschneidende Maßnahme. Die Bauarbeiten für den Kanal begannen 1912 und endeten 1915. Ein weiteres Großprojekt war der Autobahnbau, der in den dreißiger Jahren begonnen wurde. Die Einweihung der in Garbsen liegenden Strecke erfolgte am 14. Dezember 1938. Der Moorcharakter verschwand dann endgültig, als das Moor für die Schlammablagerungen aus Hannover verpoldert wurde. Diese erfolgte in den sechziger und siebziger Jahren. Unser neues Rathaus und das neue Kino stehen also bereits im alten Moorgebiet. Außerdem soll dort noch das neue Einkaufszentrum entstehen.

„Filzpantoffel, Fernsehgeräte und Flaschenbier“ haben es den Dorfgaststätten schwer gemacht. Dorfgaststätten waren einst weltlicher Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens. Wer vor knapp 90 Jahren ein Bier trinken wollte, der holte es sich mit seinem Krug aus der Gaststätte; denn nur dort war es zu haben.
In Berenbostel gab es zu dieser Zeit 5 Gaststätten, die etwa ein dreiviertel Jahrhundert lang bis zum Beginn der neuen Zeit in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts Bedeutung hatten. Das Hotel „Reiterklause“, das heutige „Security Center Pegasus“, war zu dieser Zeit unter dem Namen „PoggenKröger“ bekannt. Durch die Frösche in der nahe gelegenen Tonkuhle wurde der Name abgeleitet. Alle fünf Kinder der Familie blieben unverheiratet, sie betrieben die Gaststätte bis etwa 1945.
Das zweite Gasthaus aus jener Zeit, das ebenfalls nicht mehr in Betrieb ist, war die ehemalige Ausspannwirtschaft „Zur Stadtgrenze“. Es stand auf dem Grundstück der heutigen Firma ATU gegenüber dem Heidehaus. Es war lange eine Ausspannwirtschaft für die Handelsleute aus Bremen. Dort wurden die Pferde ausgespannt, um sich zu erholen; dies galt auch für die Kutscher. Es war lange Zeit eine gut gehende Gastwirtschaft; sogar ein Kaffeegarten wurde dort eingerichtet. Einen großen Zuspruch fand die Gastwirtschaft auch bei den Patienten des Heidehauses. Die Pferdefuhrwerke wurden im Laufe der Jahre durch Autos ersetzt. Als die Autobahn aus Bremen in Betrieb genommen wurde, blieben auch diese Besucher weg, so dass der Betrieb eingestellt werden musste.
Bis Ende 1979 gab es in der Dorfmitte das Gasthaus „Zur Post“. Heute ist dort ein Einkaufszentrum mit Ärztehaus. 1870 bekam der Gastwirt August Döpke die Konzession für eine Schankwirtschaft. Das damals mit Ziegelmauerwerk errichtete Haus war ein besonderes Bauwerk in Berenbostel, vor allem, als 1900 ein Saal angebaut wurde. Dies war für Berenbostel sehr bedeutungsvoll, da es damals nur ca. 600 Einwohner zählte. Es kamen dadurch viele Besucher aus den umliegenden Dörfern. Die 1898 gegründete Poststelle wurde ebenfalls von August Döpke geführt, deshalb auch der Name Gaststätte „Zur Post“.
Das heutige Hotel „Zum Dicken Fritz“ wurde bereits 1869 gegründet. Die Gaststätte war früher in einem roten Backsteinbau direkt am Dorfplatz untergebracht. Den jetzigen Namen hat das Hotel vom Schwager des Besitzers erhalten. Seine außergewöhnliche Leibesfülle brachte ihm und dem Hotel den Namen ein. Er war für Berenbostel ein wirkliches Original. Er wurde 1950 als Posthalter eingesetzt und fuhr mit dem Fahrrad und in kurzen Hosen die Post aus. Deshalb war er in Berenbostel überall bekannt und genoss ein hohes Ansehen und viel Sympathie. Das Hotel wird heute von den Nachkommen der Familie Baumgarte betrieben.
Die fünfte Gastwirtschaft ist die Gaststätte „Reddert“ in der Dorfstraße. Sie hatte von 1908 bis 1938 den Namen „Gastwirtschaft Konrad Bruns“, nach dem damaligen Besitzer. Da nur eine Tochter die Wirtschaft weiterführte, änderte sich der Name. Nach dem Tod des Besitzers Fritz Reddert sen. führte seine Frau die Wirtschaft weiter, bis der Sohn, der heutige Betreiber Fritz Reddert jun., seine Lehre beendet hatte und die Gaststätte übernahm.

Heute möchte ich mal über die vielen gleichen Familiennamen in Berenbostel berichten. Um die einzelnen Familien auseinander zu halten, gab es viele Beinamen. Diese deuteten manchmal auf den Beruf eines Vorfahren oder auf eine Hofbezeichnung hin. Ich will ihnen mal einige Beispiele nennen, die allerdings nur noch bei den älteren einheimischen Dorfbewohnern bekannt sind. Am Ortsausgang nach Engelbostel gab es z.B. „SchausterBur“ mit der Hausnummer 1, das ist die Hofstelle gegenüber der Straße vom Friedhof. Der Hof Nr. 2 dürfte noch gut bekannt sein als Christian Meyer, genannt „BroMeyer“. Mit der Hausnummer 4 war die Hofstelle Stucke an der Ecke Dorfstraße / Wreschener Allee, heute EDEKAKalkofen, genannt „KörsStucke“, gemeint. In der Schmiedestraße gibt es noch die Häuser der Familie Marquardt, früher „StünkelSmett“. „LannersKölling“ wurde die Hofstelle der Familie Windmeier genannt. Das alte Haus der Familie Deiters hieß früher „DehnkeDöpke“. Früher wurden die Hausnummern nicht nach Straßen vergeben wie heute, sondern nach der Fertigstellung des Hauses.

Zwei Episoden, die durch Namensgleichheit verursacht wurden:
Um die Post dem richtigen Mehring zuzustellen, musste der Briefträger sehr achtsam sein. Mit dem gleichen Familiennamen und sogar mit dem gleichen Vornamen wohnten in dem Dorfviertel „Auf der Heide“ 4 Mehrings. Dies waren Christian Mehring, genannt „Dicke Mehring“, mit Hausnummer 19., Chr. Mehring, genannt der „Lange Mehring“, mit Hausnummer 120, Chr. Mehring, genannt der „Tischler Mehring“, mit der Hausnummer 119 und schließlich Chr. Mehring, genannt „Lütche Mehring“, mit der Hausnummer 121. Als einmal eine Postsendung vom Finanzamt bei dem falschen Mehring abgegeben wurde und dieser Einsicht in die Geldangelegenheiten seines nicht gerade gut gesonnenen Nachbarn gleichen Familiennamens bekam, entstand daraus eine lange Feindschaft.

Die andere Episode wurde bekannt durch die vielen Köllings:
Drei Männer hatten in einer Gaststätte außerhalb Berenbostels etwas zu viel gezecht. Es war schon Mitternacht und Polizeistunde, als der Wirt die Drei, HansvetterKölling, LannersKölling und Kölling vom Moore aufforderte, sein Lokal zu verlassen. Widerwillig und schimpfend verließen sie die ungastliche Stätte. Dabei vollführten sie auf der Straße eine solch’ lebhafte Diskussion, dass ein Polizist auf sie aufmerksam wurde. Er forderte sie auf, sich ruhig zu verhalten. Nach langem Hin und Her zückte der Polizist sein Notizbuch, um die Namen der Ruhestörer zu notieren. Als er aber immer nur den gleichen Namen Kölling zu hören bekam, glaubte er an böswillige Irreführung und nahm sie mit auf die Wache zur Ausnüchterung. Am nächsten Morgen konnten sie aber die Glaubwürdigkeit mit der Namensgleichheit aufklären und durften dann nach Hause gehen.

Ich hoffe, die kleinen Geschichten aus dem alten Berenbostel haben ihnen ein wenig gefallen.

Die alte Schule in Berenbostel ist ein Gebäude aus dem Jahre 1913. Sie wird heute als Jugendzentrum genutzt. Dieses Gebäude wurde seit 1951 als Gemeindebüro und als Dienstwohnung des Rektors genutzt. Es ist jetzt innen völlig neu gestaltet worden. Daneben stand lt. Chronik die erste Schule in Berenbostel von 1844; sie wurde später abgerissen und als Schulgarten genutzt.
Durch den Zuzug vieler Vertriebener und Evakuierter ab dem Jahr 1949 musste 1950/51 ein neues Gebäude errichtet werden. Hier zum Vergleich einige Schülerzahlen:

1895 = 116 Schüler
1915 = 238 Schüler
1935 = 131 Schüler
1949 = 423 Schüler
1956 = 222 Schüler
1995 = 380 Schüler

Die Schüler wurden 1949 in drei ordentlichen Klassenräumen und einer Baracke auf dem Nachbargrundstück Gosewisch unterrichtet. Das neue Gebäude von 1951 war sehr modern und enthielt schon ein Lehrer- und zwei Lehrmittelzimmer. An diesen Komplex wurden im Jahre 1953 moderne Toilettenanlagen angebaut.
Die Volksschule Berenbostel hatte in dem immer größer werdenden Ort schwerwiegende Raumprobleme zu bewältigen. Auch nach dem Ausbau von Unterrichtsräumen im Kellerbereich blieb die Schule zu klein. Als 1965 ein Trakt mit acht neuen Klassenräumen und die Sporthalle erstellt wurden, reichten die Räume für die 850 Kinder in den 23 Klassen nicht mehr aus, da in dem Jahr auch die Schüler der neu gegründeten Sonderschule aufgenommen werden mussten. Die notwendige Lösung der Raumprobleme sollte ein Neubau auf dem Kronsberg und ein sechzehnklassiger Neubau auf dem geplanten Schulzentrum West, dem heutigen Schulzentrum III, sein. Der unermüdlich tätige Rektor Harry Grabs hatte mit seinen 23 Lehrerinnen und Lehrern viel zu tun, um dafür zu sorgen, dass ein geordneter Unterricht organisiert werden konnte. Die Pavillonschule wurde 1966 fertig. Sie diente der Unterbringung der Sonderschule. Zur weiteren Entlastung der Volksschule wurde ein Schulbau in Leichtbauweise an der Melanchthonstraße errichtet, der ebenfalls 1966 fertig wurde. 1968 war die geplante „Westschule“ als erstes Gebäude des heutigen Schulzentrums III errichtet. Die Kronsbergschule stand auf dem Gelände des heutigen Cäcilienhofes und des Kindergartens. Die Schule an der Melanchthonstraße wurde abgerissen; heute stehen dort Einfamilienhäuser. Die Ratsschule ist auch heute noch aktuell. Die Sonderschule ist inzwischen auch in das Schulzentrum III übergewechselt, ebenso wie die weiterführenden Schulen, Realschule und Gymnasium.

Interessante Dokumente des schulischen Lebens sind zwei Strafbücher von 1947 bis 1966. Ebenfalls ein „Schwarzbuch“ mit Eintragungen über das Vergehen nach dem Wegfall der körperlichen Strafen.
So bekam ein Schüler mit der linken Hand auf die rechte Wange einen Streich, weil er das Schulgebäude nach dem Unterricht nicht verlassen hatte. Ein anderer Schüler bekam 1967 einen Backenstreich, weil er einem Mitschüler laut sagte: „Rüdiger, du bist ein ganz blöder Hund“. Das Rauchen auf dem Schulgelände wurde in mehreren Fällen geahndet. Dafür musste als Strafe eine Arbeit mit dem Titel „Warum man als junger Mensch nicht rauchen soll“ geschrieben werden. Ein Schüler bekam eine Eintragung, weil er auf der Toilette mit einem „feststehenden Dolch“ gespielt hatte und die „blanke Waffe“ einem anderen übergeben hatte.

Das heutige Schulleben hat sich in den letzten Jahren doch sehr verändert.
Bereits im Mittelalter wurde von der St. Martinskirche in Engelbostel berichtet. Ihre Gründung liegt allerdings im Dunkeln. Im 12. /13. Jahrhundert wurde von dem Großkirchspiel Engelbostel berichtet. Im Jahr 1808 gehörten lt. Akten der Kirchengemeinde folgende Gemeinden dazu:

Engelbostel 64 Häuser Schulenburg 15 Häuser
Godshorn 42 Häuser Schulenburger Mühle 3 Häuser
Evershorst 2 Häuser Vinnhorst 10 Häuser
Im Moore 2 Häuser Heitlingen 18 Häuser
Cananohe 3 Häuser Stehlingen 19 Häuser
Behrenbostel 31 Häuser Resse ? Häuser

 

Es gab in Berenbostel keine eigene Kirche und auch keinen Friedhof. Jede kirchliche Handlung, ob Taufe, Trauung, Konfirmation, alles wurde in der Engelbosteler St. Martinskirche abgehalten.

Die Toten wurden damals noch in der Wohnung aufgebahrt und nach der Trauerfeier ging man hinter dem Leichenwagen zum Friedhof nach Engelbostel. 1926 wurde von den Bauern Meyer und Finke Land zur Verfügung gestellt, so dass erstmals ein kleiner Friedhof zur Verfügung stand. Durch die Flüchtlinge nach dem 2. Weltkrieg wurde der Friedhof zu klein. Es wurde eine Sammlung organisiert. Diese brachte so viel Geld ein, dass der Friedhof erweitert und in Eigenarbeit die kleine Kapelle auf dem alten Friedhof erbaut werden konnten.

Die Verselbständigung begann in Berenbostel am 1. Advent 1951. Es wurde eine Predigtstätte im alten Schulgebäude eingerichtet. Dort wurden jeden 2. Sonntag Haupt- und Kindergottesdienst abgehalten. Nach Kauf eines Grundstücks in der Stephanusstraße wurde am 1. November 1955 Berenbostel aus dem Kirchspiel Engelbostel ausgepfarrt. Am Sonntag Okuli, dem 4. März 1956, wurde zum ersten Mal in Berenbostel eine Glocke geläutet. Mit diesem Geläut wurde die feierliche Grundsteinlegung begonnen.

Durch die furchtbaren Menschenvertreibungen der Nachkriegsjahre wurden in Berenbostel fast 2000 katholische Heimatvertriebene angesiedelt. Gottesdienste wurden in den Kirchen in Horst und Osterwald sowie auch im Saal der Gastwirtschaft Homeyer in Meyenfeld abgehalten. Diese Gottesdienste wurden häufig von etwa 350 Gläubigen besucht. Durch diverse andere Veranstaltungen auf dem Saal wurden die Gottesdienste oft in Frage gestellt. Deshalb befürwortete die bischöfliche Behörde in Hildesheim den Bau einer Kirche. Als ein geeigneter Platz gefunden war, wurde am 13. April 1954 mit dem ersten Spatenstich begonnen. Am 23. Mai des gleichen Jahres wurde der Grundstein gelegt und bereits am 31. Oktober 1954 konnte der Herr Diözesanbischof Dr. Machens die fertige Marienkirche weihen. Die Kirche stand auf dem Grundstück Ecke Asternstraße/ Ahornstraße, gegenüber der LönsApotheke. Die Gemeinde wurde größer, die Kirche wurde zu klein. Nach dem Neubau des jetzigen Kirchenzentrums an der Osterwalder Straße im Jahre 1973 wurde die alte Kirche abgerissen. Heute stehen auf dem Grundstück Altenwohnungen.

Ab dem 1. Januar 1976 wurde dann die Silvanusgemeinde in Berenbostel gegründet. Mit diesem Tag wurde auch Stelingen aus der Pfarrgemeinde Engelbostel ausgepfarrt und der neuen Silvanusgemeinde in Berenbostel zugeordnet.